Kalifornien Part II

Oder wie ich es nennen würde: Das Land der Erdnussbuttervariationen. Diese darf hier bei keinem Frühstück fehlen. Zumindest bei meinem nicht. Die beiden Jungs begutachten diese Sache recht angewidert aus der Ferne. Bleibt mehr für mich übrig. 🙂

Nachdem sich unsere Campingpläne nun geändert hatten, bezogen wir vorerst für die nächsten drei Tage ein Hotel in San José südöstlich von San Francisco. Ein wenig Ruhe vom ewigen Unterkunftsgesuche der letzten Tage tut gut und lässt Zeit um sich die Umgebung anzuschauen. San José ist die Hauptstadt des Silicon Valley mit all seinen High-Tech IT-Unternehmen. Besonders idyllisch und gemütlich empfanden wir den belebten San Pedro Market in Downtown, an dem zufällig ein Jazzfestival stattfand und somit auf Zeit zum Verweilen einlud. Überall Musik und kleinere Konzerte. Die Polizei sperrte Straßen ab, sodass man gar nicht bemerkte in der Innenstadt zu sein. Der San Pedro Market an sich ist ein Ort mit den vielfältigsten Essensmöglichkeiten dieser Welt. Man trifft sich, führt Gespräche und lacht miteinander. Dazu leckeres Essen. Die angrenzende North San Pedro Street hält eine Ansammlung von schicken Bars und Restaurants bereit.

Beim weiteren Erkunden entdeckten wir das Stadtviertel „Japantown“. Alle Geschäfte waren auf diese Kultur ausgelegt und somit recht kitschig meiner Meinung nach. Deshalb blieb es bei einem kurzen Erkundungsbesuch. Die Weiterfahrt zum „Child Discovery Museum“ war für Mika eine willkommene Abwechslung, in dem es aus verschiedenen Kulturen und Bereichen etliches zu entdecken und zum Anfassen gab. Ein besonderes Highlight für Mika war danach die Fahrt mit einer Steam Tram im Roaring Camp, einer nachgebauten kleinen Westernstadt mit Pferden, Sheriffs und Live-Countrymusik. Die Lok beförderte uns mit viel Dampf (aber wenig Geschwindigkeit) rund 5 Kilometer durch den Wald, vorbei an riesigen Mammutbäumen und einigen alten Holzbrücken, an denen der ambitionierte Schaffner ungefähr 74 mal dazu aufforderte unbedingt sitzen zu bleiben. Technisches Highlight war die Tatsache, dass die Lok mit 9,5% eine der steilsten Strecken der Welt zurücklegt. Bei der Abfahrt mussten wir übrigens ein paar Mal kurz anhalten damit der Schaffner schauen konnte, ob noch alle Bremsklötze an Ort und Stelle sind (aha?!).

Am letzten Tag wollten wir es den Einheimischen nachmachen und fuhren zu einem der vielen State Parks. In diesem Fall der Cunningham State Park. In solchen Anlagen sind unendliche viele Picknickplätze mit Sitz- und Grillmöglichkeiten vorhanden. Wirklich Wahnsinn und aus Deutschland so ganz und gar nicht bekannt. Hier treffen sich Jung und Alt und genießen ein paar Stunden oder den ganzen Tag zusammen, während die Kinder auf dem nahegelegenen Spielplatz toben. Jedoch legen die Amerikaner großen Wert darauf, dass an öffentlichen Orten kein Alkohol konsumiert wird, welches durch große Schilder nicht zu übersehen ist. Und ich habe mich gewundert, warum ich nach meinen Ausweis gefragt werde beim Kauf von alkoholfreien Bier – ohne Worte. 🙂

Camping

Wer will es glauben, nach einer erneuten Recherche fanden wir nun doch noch ein Plätzchen in den super ausgebuchten (dazu später mehr) Campingplätzen Kaliforniens. So verschlug es uns zurück in die südliche Richtung die Küste hinunter nach Watsonville. Im Sunset Beach State Park ergatterten wir für drei Nächte einen Platz auf dem Pine Hollow Campground. Nach unserer Ankunft wunderten wir uns über die leeren Plätze. Jedoch dachten wir uns erstmal nichts weiter dabei, da auch dieses mal am Eingang das Schild „Campground full“ hing. Mitten unter Pinien schlugen wir unser kleines cooles Zelt auf. Anbei bemerkt sind die Camping-Parzellen, wie wir sie gern in Deutschland nennen, riesig und bieten Platz für mehrere Familien. Das ist bestimmt wieder so ein Amerikading (big, bigger, bigggggger). Unseren Proviant verstauten wir in einem Holzschrank, sodass die Lebensmittel beutesicher vor Bären („Care for the bear!“) und anderen Kleingetieren geschützt sind. Der Sunset State Beach war über eine riesige Düne mit einfachen Holztreppen zu erreichen und sehr leer. Das dort vorherrschende kühle Wetter (und Wasser) aufgrund des Pazifikwindes hielt uns fürs Erste vom Baden ab. An dieser Stelle kamen übrigens das erste Mal seit der Abreise unsere Softshelljacken zum Einsatz. Am nächsten Tag stand ein Ausflug nach Santa Cruz auf dem Plan. Genauer gesagt lag der berühmte Beach Boardwalk im Fokus. Ein großer Freizeitpark mit zahlreichen Fahrgeschäften am langen Sandstrand, welcher 1907 eröffnet wurde. Der Eintritt in den Park ist generell frei. Die Nutzung der einzelnen Attraktionen wird entweder über einen Tagespass für alle Fahrgeschäfte gekauft oder über eine Punktekarte an Automaten aufgeladen. Nach zweimaligem Durchqueren des Parks hatte sich Mika dann auch für seine Attraktionen entschieden und war nicht mehr zu stoppen. Den folgenden Tag wollten wir etwas ruhiger gestalten und das Geburtstagskind vom 14. August durfte entscheiden welche Aktivitäten heute auf dem Programm stehen. Demnach entspannten wir am Strand um die Ecke, loggten endlich wieder mal ein Workout bei Freeletics und beobachteten die Rettungsschwimmerin. Diese rannte alle paar Minuten mit ihrer Rettungsboje direkt vor uns über den Strand und klärte die Badegäste über die heutige Strömung auf. Das sah schon sehr nach der Serie Baywatch aus und erklärte ihren durchtrainierten Körper. Den Abend ließen wir dann beim Sonnenuntergang auf unserer Düne ausklingen und beobachteten auf dem Rückweg einige Fledermäuse, die sich über den Einbruch der Dunkelheit freuten. Am Tag der Abreise waren die Campingplätze um uns herum immer noch leer. Das Schild am Eingang des Parks hing immer noch… so ganz können wir uns das immer noch nicht erklären. Wer also genaue Reisevorstellungen hat bzw. bestimmte Ziele anvisiert, sollte wenigstens ein kleines bisschen im Voraus planen und reservieren.

Bevor es schließlich nach San Francisco ging, „überbrückten“ wir zwei Tage in South Vallejo – nördlich von San Francisco – in einem Hotel. Die Stadt meldete 2008 Konkurs an, was an den leerstehenden Häusern und Geschäften immer noch gut sichtbar war. Hier nutzten wir die Zeit für kostenfreies Internet und die weitere Planung. Ebenso mischten wir uns unter das einheimische Volk und suchten einen Waschsalon auf um unser kleines Repertoire an Kleidung wieder gut duftend aufzufüllen. Dabei beobachteten wir jüngere und ältere Leute die sich durch Springseilhüpfen oder einer kalten Cola die Zeit bis zur Fertigstellung ihrer Wäsche vertrieben. Positiv zu erwähnen sind hier im Land die ganzen öffentlichen Toiletten. Zu einem sind sie kostenfrei, sauber und an fast jedem Ort verfügbar. Für Frauen und Kinder ein Traum. Auf dem Rückweg gönnten wir uns einen Smoothie mit frischen Früchten an einer Hütte an der Straße (Geheimtipp). Fast jede Lokalität mit Essen und Trinken, egal wir groß oder klein, besitzt ein Drive-thru. Selbst bei McDonalds kann man vom Parkplatz aus bestellen und das Essen wird direkt an das Auto gebracht. Im Supermarkt gibt es einen Scooter, so eine Art elektrischer Rollstuhl, für den Einkauf. Das spiegelt die große Breite an sehr fülligen Menschen hier wieder. Weiterhin ist Fast Food preislich sehr erschwinglich, während Obst und Gemüse ganz schön an den Geldbeutel geht und damit eine gesunde Ernährung für Geringverdiener garnicht so einfach macht.

San Francisco

Die Stadt die auf mehr als 40 Hügeln errichtet wurde und die viertgrößte Kalifornierns ist, vermittelt schon zur Ankunft einen angenehmen – fast europäischen – Flair zum Wohlfühlen und macht Lust auf Entdeckungstour zu gehen. Da bis zum Check-In im Hotel noch reichlich Zeit war, erkundeten wir den Golden Gate Park. Hier gab es einen riesigen Spielplatz, den „Koret Children Quarter Playground“, auf dem Mika sich vergnügte und auf einer Steinrutsche mit Pappe die Zeit genoss. Der ganze Park war mit Leben gefüllt. Auf den Wiesen wurde Rasenvolleyball gezockt, Geburtstag gefeiert, einfach nur entspannt oder auf dem auf dem Athletic Court Fußball und Baseball gespielt. Das Spiel verfolgten wir für einige Zeit und somit hatte uns San Francisco bereits in seinen Bann gezogen. Unser Hotel, das Hayes Valley Inn mitten in der Stadt, vermittelte einen kleinen süßen Charme zum Wohlfühlen.

In San Francisco hatten wir uns vorgenommen einen richtigen hausgemachten Burger mit Pommes zu essen. So verschlug es uns nach kurzer Recherche in ein kleines unscheinbares Lokal namens „Pearl Deluxe Burger“. Der Laden glich eher einem Imbiss und hatte nur wenige Sitzplätze, von denen wir glücklicherweise einen ergatterten. Der Burger war frisch zubereitet und hausgemacht. Gut gesättigt machten wir uns auf den Rückweg und suchten einen Parkplatz. Leichter gesagt als getan. Im gesamten Stadtbereich ist das Parken über Nacht verboten und in gewissen Vierteln nur den Anwohnern gestattet. Zum Glück gab es um die Ecke ein Parkhaus, in dem wir die nächsten Tage unseren Nissan unterstellen konnten und bezahlten zähneknirschend den horrenden Preis (mit 21% Tax). Nach einem doch reichhaltigen Frühstück im Hotel, welches in Amerika sonst sehr klein ausfällt und nur aus Cornflakes und Kuchen besteht, machten wir uns auf Erkundungstour. Mit einem Tagespass für Bahn und Bus ging es zum Aussichtspunkt Twin Peaks, welcher einen tollen Rundblick über die Stadt verschaffte. Zurück im Zentrum schlenderten wir durch die Straßen und ließen uns treiben. Wir spazierten über den Union Square, durch Chinatown, den Hafen und besuchten die Westfield Mall. Eine Fahrt mit der berühmten Cable Car Bahn blieb uns jedoch verwehrt. Stundenlanges Anstehen wäre vorausprogrammiert gewesen. Somit liefen wir die steilen Berge kurzerhand selbst hinauf, um eventuell irgendwo zusteigen zu können. Leider auch vergebens. Es blieb also beim Betrachten der alten Straßenbahnen. Nur die Beine „freuten“ sich über Training. Zur Belohnung gab es eine leckere selbstgemachte Pizza aus einem Foodtruck um die Ecke unserer Unterkunft.

Am nächsten Tag fuhren wir zum San Francisco Zoo, der etwas Ruhe verschaffte und Tiere aus allen Bereichen zeigte. Anschließend wollte das Wahrzeichen der Stadt näher betrachtet werden. Genau, wir fuhren Richtung Golden Gate Bridge, überquerten diese mit dem Auto und begaben uns auf die andere Seite der Stadt. In Filmen und Dokumentationen sieht die Brücke irgendwie immer sauberer und neuer aus. Die Fahrt ging weiter zu den Marine Headlands, eine Landschaft die einige Aussichtspunkte bot. Wir nutzen die Chance, den Bonita Lighthouse zu besichtigen, da dieser immer nur Sonntags und Montags für drei Stunden geöffnet ist. Nach einer kurzen Wanderung und einem Tunneldurchgang zum Leuchtturm sahen wir eine nebelfreie Golden Gate Bridge und genossen den Ausblick. Auf dem Rückweg kamen uns rennend ein paar Menschen entgegen, die die Eintrittszeit bestimmt verpasst hatten. Ansonsten wieder eine sehr touristische Attraktion mit einer großen Menschenmenge.

Insgesamt ist San Francisco eine Reise bzw. einen Zwischenstopp wert. Die Stadt ist nicht zu groß und nicht zu klein und bietet jede Menge Entdeckungsmöglichkeiten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder einem Fahrrad lässt sich alles sehr gut erreichen und erkunden. Die vielen Hügel verschaffen einen tollen Flair und laden zum Spazieren ein. Jeder einzelne Bezirk erzählt eine andere Geschichte und ist mit verschiedenen Kulturen belegt. Was mir jedoch noch besonders ins Auge gefallen ist, sind die vielen schwulen Pärchen, welche sehr offensichtlich mit ihrer Ausrichtung umgehen. Das finde ich toll. Ansonsten sollte das Taschengeld etwas höher ausfallen, da die Eintrittspreise und Lebenskosten, wie auch die Übernachtung, sehr teuer sind.

Jetzt geht es weiter nach Hawaii. Wir freuen uns auf tolle Strände und Inselleben. Stay tuned. 🙂

Ein Kommentar bei „Kalifornien Part II“

  1. Liebe Jana, ein toller Beitrag!
    Bei Rückkehr bist du also auch als Deutschlehrer gut einsetzbar 😉
    In 4 Wochen habt ihr schon eine Menge gesehen und erlebt. Das gelingt nur, wenn man selbstständig und nicht ständig auf Touristenroute unterwegs ist. Viel Spaß auf Hawaii!!

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